©Tina Wiegand
Seit wann denke ich eigentlich über Umweltthemen nach? frage ich mich, während ich so durch den Wald stapfe. 1978 fällt mir ein. Damals machte die Ölkrise dem öffentlichen Bewusstsein zum ersten Mal klar, dass Erdöl eine begrenzte Ressource ist. Damals gab es den Auto-freien Sonntag. Was am Anfang kaum denkbar schien, war ziemlich schnell umgesetzt und niemand hatte mehr ein Problem damit. Ich frage mich, ob das nicht eine Lösung für heute wäre?
Wir fingen an, Heizung einzusparen und auch das war bald Routine. Irgendwann wurde eingeführt, dass Altpapier eingesammelt wurde. Die Schulsachen, Toilettenpapier und auch das Küchentuch wurden nun aus Recycling Papier gekauft. Natürlich nahm man manchmal eine Plastiktüte, aber meist tat der Einkaufskorb das seine. Nach dem Motto „Jute statt Plastik“ lag auch immer ein Jutebeutel in dem Korb, der leicht auf dem Gepäckträger des Fahrrads zu befestigen war. Einige Jahre später hatte ich mir mein erstes eigenes kleines Auto finanziert. Es wurde Pflicht, Katalysatoren einzubauen, die ermöglichten, dass das Auto mit bleifreiem Benzin fahren konnte. Der Umbau war eine Maßnahme, die nach damaligem Dafürhalten ziemlich viel Geld kostete. Daher es war in dem Jahr kein Urlaub drin. Aber für die Umwelt verzichtete ich gerne und machte Urlaub am See mit dem Fahrrad. Das bleihaltige Benzin wurde nach und nach abgeschafft und so achtete man auch bei Farben und anderen Stoffen darauf, dass sie kein Blei enthielten. Die Informationen vermehrten sich und bald stieg ich von chemischen Putzmitteln auf Essig- und Zitronenreiniger um.
LA war ein Kulturschock ohne gleichen. Nicht nur, dass man an schönen Tagen ab 11:00h die Hand nicht mehr vor Augen sah – Verpackungen waren überall. Selbst Bier gab es in Dosen und die flogen – vor allem in den Naturschutzparks, neben den Zigarettenstummeln einfach aus dem fahrenden Auto. Bleifreies Benzin war noch lange keine Pflicht und bei Buffets lud man sich Berge von Essen auf den Teller, um diesen dann kaum angetastet, durch die nächsten Essensberge zu ersetzten. Die Mengen an Lebensmitteln, die weggeworfen wurden, waren enorm. Ein Vorfall ist mir noch in Erinnerung, bei dem ein Werbespot mit einem gebratenen Truthahn gedreht wurde. Nach dem Dreh wurde der Truthahn, der nur kurz gebraten war – eben so, dass er gut aussah – an die Crew verschenkt. Leider kamen die Leute nicht auf die Idee, das Tier durchzubraten und entwickelten eine gepflegte Salmonellenvergiftung. Seither durften Lebensmittel, die bei Drehs benutzt wurden nicht mehr verschenkt werden, sondern mussten entsorgt werden. In LA wusste jeder, dass die Seen in der Sierra Nevada eines Tages leer sein würden. Aber dennoch hatte jeder seinen Swimmingpool und wässerte seinen Rasen reichlich. Für jemanden aus Deutschland ein Unding, auch schon in den 80iger Jahren. Doch in den großen Städten der USA gab es keinerlei ökologisches Bewusstsein. Nur Autos, die über 20l auf 100km verbrannten.
Zurück in Deutschland achtete ich zunehmend darauf, weitgehend verpackungsfrei einzukaufen. Chemie ersetzte ich wo immer es ging durch natürliche Mittel. Ich ging dazu über, mich und später meine Familie primär regional zu ernähren. Es gab ab und zu Bananen und auch Ananas und Orangen, aber Erdbeeren im Winter ließ ich weg und setze auf Kohlgerichte und Eintöpfe. Irgendwann fand ich meinen Biohof, der mich nun mit Fleisch, Kartoffeln, Eiern und Milch versorgt. Ich habe einiges von der Welt gesehen, doch auf Flugreisen verzichtete ich zunehmend mehr und orientierte mich im Urlaub lokal. Als ich meinen Benziner gegen den wesentlich sparsameren Diesel eintauschte, war auch das eine beträchtliche Investition, die ich aber der Umwelt zuliebe tätigte. Auch wenn ein Gerät im Haushalt sich verabschiedete, investierte ich immer wieder in sparsame Geräte und mit der Zeit gelang es mit die Stomkosten trotz steigender Preise immer weiter zu senken. Ökostrom war sowieso Ehrensache – aber keine Besonderheit, denn der lokale Anbieter produziert Strom mit Wasserkraft. All das vollzog sich in einem allmählichen Prozess, immer die Verantwortung im Auge und immer auf der Suche nach Dingen, die ich umstellen kann.
Doch inzwischen stehen die Kinder auf der Straße. Eine Generation, die darauf besteht, die ganze Welt mit einem Netz aus Elektrosmog und Funktürmen zu überziehen, damit sie ununterbrochen am Handy daddeln können. IPad und Laptop, PC und sonstige Devices werden nicht als Problem gesehen, denn noch kommt der Strom ja aus der Steckdose. Sie tragen billige Klamotten aus Kunstfaser und strahlen in die Kamera, wenn sie endlich ins Fernsehen kommen. Man sieht, wie sie sich freuen, wenn sie ihr Sätzchen sagen dürfen: „ja wir haben Angst um unsere Zukunft“. Wer gegen Kohle ist, soll hüpfen. Die meisten tun das, so wie man das vorher abgesprochen hat und man fragt sich, ob das wirklich der Ernst der Eltern ist. Aber die scheinbaren Saubermänner und Frauen fordern ja nun die E-Mobility. Es scheint niemanden zu interessieren, woher der Strom für diesen Ansturm kommen soll. Darüber, wer daran verdient reden wir sowie so nicht. Die Kinder im Fokus treiben die Massen an, was sie noch gar nicht verstanden haben. Sie treiben die Kinder in eine desaströse ökologische Zukunft. Oder glaubt irgendjemand wirklich, dass die, die am Ökohype verdienen, Interesse an Ökologie haben? Wirklich? Die gegreenwasheden Edel-Ökos aus Deutschland, mit dem Zeigefinger bewaffnet, duchbohren jeden, der nicht die allgemeinen Ökohysterie abnickt. Fear sells, deswegen brauchen wir viel davon und da spielen alle mit.
Und dann schaut einem ein Kind entgegen, mit großen, angstgeweiteten Augen. Ein junges Mädchen, das gerade Frau wird und von PR Agenturen zu einem Massenprodukt verbogen wird. Obwohl schon 16, trägt ihre PR Agentur ihr ein altbackenes Image mit Zöpfen auf. Aber sie weiß sich vor der Kamera in Szene zu setzen und davon zu erzählen, was sie für eine schrecklich Angst vor der Zukunft hat. Nun gibt es keine Erwachsenen, die sich mit ihr hinsetzen, sie beruhigen und ihr erklären, dass es immer eine Lösung gibt und sie Vertrauen haben soll. Nein, Greta, der kleine Tanzbär, wird auf dem Volksplatz der Medien der sensationsgeilen Popunaille zum Fraß vorgeworfen. „Sieh mal, wie die Kleine Angst hat“ hört man die Hartherzigen juchzen. Die Popunaille hat wieder einen Superstar gefunden. Wie viele andere vor ihr, wird man ihr Ego hinaufjubeln auf den Gipfel des Olymps, um sie dann wieder herunter zu holen und in den Staub zu treten. Spätestens wenn die Fotos verbreitet werden, auf denen die kleine Ökoprinzessen, umgeben von ihrem plastikverpackten Fastfood im Zug auf dem Weg zum Auftritt sitzt, wird der Schrei der Popunaille sie vom Himmel schießen. Vielleicht dauert es auch noch ein wenig länger. Wie lange hat Daniel Kübelböck gleich wieder durchgehalten? Die Popunaille hat ihre Stars auf dem Gewissen – aber wen interessiert das schon? Es gibt ja genug, die man konsumieren kann.
Es ist immer das gleiche Muster. Die narzisstische Popunaille muss grenzenlos bewundern, um dann grenzenlos zu verachten und dann das ehemalige Gottesobjekt vergessen dürfen. Dabei wird sie gezielt selbst gesteuert, ohne es zu merken. Von der hört man auch nichts mehr… heißt es dann und man ist froh, nicht die zu sein. von der man nichts mehr hört. Die Massen brauchen die Illusion von Macht, mit der man die Stars wie Teddybären aus dem Schrank holt und sie dann wieder wegstellt. Die Überwindung des eigenen Neides durch das willkürliche Richten über die Berühmten. Daumen rauf oder Damen runter, endlich römischer Kaiser sein. Dass alle auf Medienbefehl handeln, so wie die Kinder, die wie die Idioten gegen Kohle hüpfen, merken die meisten nicht einmal. Greta weiß das noch nicht. Sie glaubt, auf dem Weg in den Himmel zu sein. Der kleine Tanzbär tanzt, denn noch weiß sie nicht, wie es ist, wenn das Rampenlicht ausgeht. Alle jubeln ihr zu, aber nicht, weil es jemanden interessiert, wie es ihr geht. Sie jubeln ihr zu, weil sie Egoisten sind. Wer Greta gut findet, der stimmt in den Reigen der Besorgten ein. Diejenigen, die einen Riesenterz um ihr eigenes ökologisches Bewusstsein machen, indem sie andere kritisieren. Greta gut zu finden bedeutet, im Mainstream mitzurennen. Endlich die aufzuwecken, die nicht hören wollen. Zu denen zu gehören, die die Welt retten – die Guten eben.
Hinter Gretas Ruhm steckt laut Weltwoche eine linksradikale Bewegung, ein wenig vertrauenswürdiger Verein, von dem die Zeit zeigen wird, welche Agenda er hat und wozu sie Greta benutzen werden. Was immer dahinter steckt, eines ist es ganz sicher nicht: echtes Interesse an Greta und ihrem Wohlbefinden. Fear sells und Gott sei Dank hat Greta genug davon. So wie viele andere, die sich aus Zukunftsangst das Leben nehmen. Wer durchhalten will, muss noch etwas anderes entwickeln außer Angst. Angst dient der Schattenwelt und verschließt unsere Augen vor der Lösung. Hysterie hat noch nie die Welt gerettet und das wird auch in Zukunft nicht so sein.
Auch ich nehme ihn wahr, ihn, der mir immer wieder zwischen die Füße springt und mich zum Stolpern bringt. Der Wunsch zu verhindern. Aber das, was geschehen muss, ist nicht zu verhindern. Soll nicht verhindert werden. Greta hätte zum jetzigen Zeitpunkt auch keinerlei Interesse daran, gerettet zu werden. Sie ist auf dem Gipfel des Glücks durch die Aufmerksamkeit, die ihr gewährt wird. Sie wird noch in vielen Talkshows zugegen sein. Talkshows, die ich nicht sehen werde, da mein TV schon seit Jahrzehnten entsorgt ist. Nicht wegen der Umwelt, sondern wegen meinem Selbstwert. Die Popunaille, für die die Programme gemacht werden, wird weinen und klatschen und gerührt sein. So ein kluges Kind – und dann nachhause gehen und an anderen herum mäkeln, anstatt sich selbst zu entwickeln. Und was sie absolut überhaupt nicht wissen wollen ist, dass Deutschland zu den wenigen Ländern der Welt gehört, in dem die meisten Menschen ökologisch denken. Bis die anderen Länder der Welt diesen Status erreichen, werden Jahrzehnte vergehen. Deswegen nutzt der deutsche Hype auf hohem Niveau rein gar nichts und ist unangemessen.
Wenn du Glück hast, Greta, dann wirst du eines Tages den Mechanismen begegnen, auf die du dich verlassen kannst. All deine Angst ist nämlich umsonst. Die Welt ist nicht in Gefahr, denn sie ist viel stärker, als wir meinen. Aber wenn du dich in deine Angst hineinsteigerst, dann wird sie Realität werden. Da wärst du nicht die erste, die das schmerzhaft erfährt. Es gibt da etwas, das nennt sich universelle Liebe. Die weiß ein bisschen mehr, als die durch Massenmedien irregeleitete Popunaille. Ich wünsch dir von Herzen, dass du bald gut schlafen kannst – und keine Angst mehr hast. Das mit dem Glück und dem Ruhm ist nämlich so eine Sache. Man muss das eine dem anderen opfern. Nur du weißt, welches du opfern wirst. Ich wünsch dir, dass du eines Tages erkennst und dann die richtige Entscheidung triffst. In vierzig oder fünfzig Jahren wird sich die Welt immer noch drehen. Ich habe vor dann noch dabei zu sein – und du?
3 Comments
Wieder mal ein Artikel der zum Nachdenken anregt. Danke!!!
Falls jemanden die Fortsetzung interessiert, hier ist eine:-)
https://www.eike-klima-energie.eu/2019/01/21/schweden-kinder-als-klima-experten/
Sie nennen ja selber Greta einen Tanzbären und schauen auch besserwisserisch mitleidig auf sie herab. Also sind sie nicht besser, als die Popunaille. Auch Sie stellen sie als Dummchen hin. Greta hatte von Anfang an Zöpfe, da hat sich noch niemand um sie geschert. Und sie hat selber gesagt, dass sie wohl bald wieder verschwinden wird. Ich glaube nicht, dass es ihr nach Ruhm geht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Pr-Leute für so ein gradlieniges Mädchen überaus nervig sind. Sie wird es kaum genießen. Kann denn keiner verstehen, dass die jungen Leute genug vom Üblichen Geschwafel haben., das man ihnen seit Jahren vorlügt? Sie wollen keine Gewinnoptimierung, sie wollen eine gesunde Erde auf der man leben kann und nicht darben (keine Jobs mehr, überall Entlassungen) oder kränkeln. Punkt !!!