©Tina Wiegand
Heinz Rühmann ist eine Erinnerung an friedliche Vorweihnachtszeiten, wenn die Kinder einen Film anschauen durften, während im Wohnzimmer geheimnisvolles Rascheln den bevorstehenden Weihnachtsabend ankündigte. „Die Feuerzangenbowle“ amüsierte die ganze Familie an Silvester. Der intelligente, charmante Schelm, der so herrlich zerknirscht gucken konnte, wenn man ihn wieder mal erwischt hatte bei irgendwelchen Querdenkeraktionen, verbreitete auch in mir eine ruhige, friedliche Stimmung und den Glauben, dass Familienleben irgendwann mal gut werden kann. In Rühmanns Filmen kamen immer Menschen vor, die ein nettes, verständnisvolles Wort für Kinder hatten, was in meiner Nachkriegs-Familienrealität eher selten war. Ich fand Rühmann auf alle Fälle schon als Kind zum Knuddeln.
Doch nichts Gutes, wo nichts Böses dabei ist. Rühmann-Filme entsprachen der nationalsozialistischen Vorstellung eines Vorzeigemannes und wenn man die Liste seiner Filme zur Zeit der Nazionalsozialisten betrachtet, ist diese ganz schön lang. Unter der Reihe „Hitlers nützliche Idole“ erklären seine ehemaligen Kollegen, wie der unpolitische Rühmann versuchte mit dem 3. Reich umzugehen. Während er versuchte, seine jüdische Ehefrau zu schützen, in dem er aus der Ehe ausstieg, blieben Zeitgenossen wie Hans Moser und Theo Lingen ungestraft mit ihren jüdischen Ehefrauen zusammen. Der so fanatische Judenhass schien also erstaunlicherweise Ausnahmen zu kennen. Rühmann war nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur heiß begehrt und angesehen bei den Kollegen. Er passte hundertprozentig in das Bild der idealen nationalsozialistischen Familie. Sauber, intelligent, witzig, zuverlässig mit einem klaren ethischen Gewissen. Aber das stellte er auch ohne Nazis dar. Das war er, wie er leibte und lebte und die Werte, die in seinem Filmen gezeigt wurden, vertrat er auch im Alltag. Ausgerechnet dieser Sympathieträger war ein Idol Hitlers und stützte die nazionalsozialistische Vorstellung der gepflegten deutschen Familie als Vorbild. Dass die Nazis trotz allem auch den Humor bevorzugten, muss ja nicht zwangsläufig ein Zeichen von Intelligenz gewesen sein.
Wenn man Rühmann kennt, dann fragt man sich natürlich, welche Modeberatung die tätowieren, gepiercten „Glatzen“ mit ihren Springerstiefeln und rohen Manieren genossen haben. Viele sehen nur bedingt gepflegt aus und Rühmann konterkariert diese ungehobelten Rüpel definitiv als absoluter Gegenentwurf. Auch der Besuch von Wagner Opern, die Hitler liebte, scheinen so gar nicht in die Neo-Nazi Szene zu passen, die eher die ungebildeten Schichten der Bevölkerung anzusprechen scheint. Ob die Glatzen das wissen? Wohl eher nicht. Rühmann-Filme gehören naturgemäss eher nicht zum Repertoire von Randalierern. Wenn Rühmann wirklich ein Hitler-Idol war, dann müsste sich „Adi“, wie ihn die heutigen Anhänger etwas vulgär betiteln, angesichts dieser Nachfolgeschaft im Grab rumdrehen.
Aber natürlich muss Rühmann ebenso weg, wie Merkel. Anstand ist in der Neoliberalen Welt verdächtig. Die angebliche Gutmenschenbewegung „wirsindmehr“ hält sich lieber an Texte der linksradikalen Bands wie den Toten Hosen oder der Band mit dem intelligenten Namen „Feine Sahne Fischfilet“, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. „Ich ramm‘ die Messerklinge in die Journalistenfresse…“ Mehr von den Ansammlungen unappetitlicher Aussagen, die diese linken Schmutz-Finken vom Stapel lassen, möchte ich an dieser Stelle nicht zitieren, denn sie erzeugen Übelkeit. Diese Gewalt und Perversionspredigten sind das, was heute als moralische Instanz in Deutschland installiert wird. Diese Konzerte werden von Bundespräsident Steinmeier beworben. Im Namen des Neoliberalismus, der Kampf gegen Werte wie Anstand und Selbstbeherrschung. Die Neue Ordnung, die Rücksichtslosigkeit und Grenzüberschreitung predigt – alles, um die Gier der Kleptorkratie zu rechtfertigen. Aber hat schon mal jemand darüber nachgedacht, ob uns das als Allgemeinheit wirklich gut tut?
Sicher wird man in der Rühmannschen Heile-Welt-Thematik durch entsprechende Propaganda die dunkle Fratze der Nazis finden. Wenn man sich genug anstrengt, dann kann man auch die freundlichste Absicht in die rechte Ecke stellen. Alles, was das Lachen als Vorherrschaft erlaubt, fällt der düsteren linksradikalen Lebensverneinung zum Opfer. Wenn es einem Deutschen gut geht, ist das schon deswegen falsch, weil er ein Deutscher ist. Deutschenhass ist als einziger Rassismus in der Welt nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Nur deswegen werden Politiker hier geduldet, die mit der Aussage antreten, dass sie nicht wegen Deutschland, sondern wegen Auschwitz Politiker werden. Warum in drei Gottes Namen wird so jemand nicht Historiker? „Gute“ Menschen schließen sich lieber der entarteten linksradikalen Gewalt der „Wirsindmehr“-Aktivisten an und überwinden die Übelkeit, die zu viel fettes Fischfilets verursacht. Die Zeit, als Deutschland noch das Land der Dichter und Denker war, ist grundsätzlich verdächtig. Aber vielleicht haben sie vor der düstereren Linksradikalität auch zu viel Angst, um zu widersprechen. Eltern kleiner Kinder würde ich dennoch empfehlen: lieber Rühmann als Tote Hosen, selbst wenn ersteres den Nazis gefallen hat. Differenzierung und eigene Werte sind in diesem Chaos wichtiger, als Opportunismus.
Die Massen, die sich so vergackeiern lassen, haben es nicht besser verdient. Doch welch finstere Zukunft erschaffen sie gerade durch ihre Worte für uns alle? Am Anfang war das Wort und wenn die Worte des „wirsindmehr“ Konzertes zu Fleisch werden, dann wollen wir da nicht dabei sein!! Zu gering das Interesse an Information über Propaganda, zu stark die spießige Charakterschwäche, permanent sein Gutmenschentum unter Beweis stellen zu wollen. Der Blick ins Jenseits trifft den schweigenden Blick Heinz Rühmanns: „ich hab getan, was ich konnte!“ Scheint er zu sagen, bevor er sich abwendet und man glaubt es ihm. Dahinter steht ein dunkler Schatten, unbeweglich. Er ist groß und bedrohlich. Jeder Mensch auf dieser Welt kennt seinen dunklen Namen. Doch die saubere deutsche Familie ist vergangen. Auf der diesseitigen Seite steht ein moderner, jedoch ebenso großer, bedrohlicher Schatten: der, den die menschenverachtenden, gewaltverherrlichenden Texte des „Wirsindmehr-Konzertes“ in meiner schockierten Seele hinterlassen hat. Es sind keine Künstler, es sind Unmenschen, verbale Gewalttäter und gefährlicher Pöbel. Sie rotzen, kotzen und ätzen den greinenden Massen der Jugendlichen Gift in die Psyche. Und es sind viele….
Es ist besser, aus dem Spannungsfeld, das zwischen den beiden Schatten entsteht herauszutreten. Links- und Rechtsradikalität sind nur Seiten ein und der selben Münze und dienen beide den gleichen düsteren Herrenmenschen. Doch sie wollen und sollen sich begegnen. Die „Wirsindmehr-Aktivisten“ sind debei keinen Deut besser als die Massen, die mit den Nazis marschierten. Beide Massen wollen Verantwortung abzugeben, um sich Führern hinzugeben, die sie ins Paradies der Bequemlichkeit tragen sollen. Beide Massen wollen zu den „Guten“ gehören, die die „Bösen“ ausgrenzen dürfen. Ob sie nun Adolf Hitler oder Campino heißen, ist dabei völlig unerheblich. Da möchte man ihnen ein Zitat aus der Feuerzangenbowle entgegen halten:
„Bah, wat habt ihr für ene fiese Charakter!“
2 Comments
Nichts mehr zu ergänzen. Danke für den neuesten Blog-Artikel. Ich bin Heinz Rühmann-Fan…. 😉
Mit vielem hätte ich dieser von #Chemnitz und #wirsindmehr geprägten Tage gerechnet. Aber nicht mit Heinz Rühmann. Großartiger Artikel, Danke!