von Tina Wiegand
Was bedeutet Resonanz?
Die Resonanz mit der Sucht ist in unserer Gesellschaft omnipräsent. Aber was bedeutet das? Es bedeutet, dass man dem begegnet, was mit einem zu tun hat. Im Positiven sind das Dinge, die gut tun und für die man dankbar sein darf. Im Negativen bedeutet das, dass man Situationen re-inszeniert, die einen schon als Kind schockiert und geprägt haben. Deswegen sind die negativen Erlebnisse die, die Arbeit an sich selbst erfordern. Erst, wenn die negativen Resonanzen gelöst und nicht mehr re-inszeniert werden, kann das Leben besser werden. Der Wiegandsche Lotus kann da eine Orientierung bieten. Lesen Sie hier mehr dazu.
Dem Bekannten vertrauen
Resonanz bedeutet, wir vertrauen immer wieder dem, was wir von früher kennen. Das, was wir kennen, resonniert mit uns, weil es verwandt ist und uns geprägt hat – auch wenn Verwandtschaft geschmerzt oder geschadet hat. Negative Resonanzen sind deswegen so schmerzhaft, weil sie Relikte aus einer Zeit sind, in der man noch ein kleiner Mensch war, für den der Schmerz über den Verrat durch seine Eltern riesengroß war.
Süchtige lehnen das Leben ab
Jemand, der das Leben ablehnt, so wie Süchtige das im fortgeschrittenen Stadium tun, kann das Leben, auch das Leben seines Kindes und dessen kleine Erfolge nicht feiern und nicht gutheißen. Süchtige schwanken zwischen Rausch und Entzug hin und her und sind nie wirklich klar, mit seinem Herzen bei dem Kind. Die Aufmerksamkeit dreht sich immer nur um das Suchtmittel – oder seine Abwesenheit – und nicht um die Menschen im Umfeld. Der Suchtkranke möchte selbst Kind und im seligen Mutterbauchzustand bleiben, der ihn oder sie vor der Schwere der Verantwortung rettet. Drogen, Alkohol, Medikamente – nicht selten vom Arzt verschrieben- erledigen diese Art von Verantwortungsverweigerung mit Bravour. Die Bedürfnisse der Menschen im Umfeld versinken mit dem Rausch im Nebel der Bedeutungslosigkeit.
Befreiung von Co-Abhängigkeit
Kleine Menschen, die so aufgewachsen sind, werden groß. Dann wird ihre Resonanz sie mit anderen zusammenführen, die ihr Lebenswerk und ihre seelische Gesundheit ebenso gefährden, wie es die suchtkranken Eltern getan haben. Das Muster der schmerzhaften Erfahrung mit Egoisten, die ebenso uneinsichtig sind, wie die Suchtkranken der Vergangenheit, wird immer wiederholt. Solange, bis der Betroffene frei ist von den alten Co-Abhängigkeiten. Die starke Bindung an das Lebenswerk, ehrlichen Selbstreflexion, Selbsttreue und eine solide Spiritualität helfen Angehörigen von Suchtkranken, ihre Beziehungsstörungen mit der Zeit zu überwinden. Sie sind es gewöhnt, Perlen vor die Säue zu werfen und immer wieder verraten zu werden. Deswegen müssen sie immer wieder nach ihrer eigenen Resonanz suchen, um diese zu verstehen. Nur, wenn das geschieht, werden sie nach vielen Wiederholungen die Verräter im Vorfeld erkennen und ihnen aus dem Weg gehen können.
Das schwarze Loch
Sucht ist wie ein schwarzes Loch, das die Lebensenergie des Umfeldes schluckt. Co-Abhängige versuchen, dieses Loch zu stopfen. Um nicht verschluckt zu werden, versuchen sie, die Süchtigen zu bekehren, bis sie mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit an den Süchtigen kleben und krampfhaft versuchen, sie von der Sucht zu befreien. Es gibt Süchtige in allen Schattierungen. Stoffliche Sucht mit Substanzen oder nichtstoffliche, wie z.B. Konsumsucht, Vergnügungssucht, Geltungssucht, Sexsucht, Fernsehsucht – allen Süchtigen ist gemeinsam, dass sie mit der Zeit ihre Lebensbewältigungsfähigkeiten verlieren und ein Leben lang Brauchende bleiben. Immer sind und bleiben sie Nehmende, die ihre Fixierung wie Bulldozer durch das Werk von anderen steuern, ohne je zu erkennen, dass sie zerstören. Auch nicht-stofflichen Suchtkranken fehlen Empathie und Einsichtsfähigkeit.
Suchtsysteme
Suchtkranke umgeben sich gerne mit Suchtkranken, denn in Suchtfreien Umgebungen fällt ihre Gier auf. Im Suchtumfeld verhalten sich alle gleich und das Suchtsystem reproduziert sich immer weiter, macht die Sucht zum „State of the Art“. Wer nicht „anschlussfähig“ ist, fliegt raus. Das gilt für das Umfeld von Alkoholikern und Junkies ebenso, wie für das Umfeld von Spiel- und Vergnügungssüchtigen, Konsum- und Esssüchtigen. Dazu gehören wollen, ist in Suchtsystemen mit dem Zwang verbunden, in die Sucht einzusteigen. Das gilt für kleine Systeme, wie den Stammtisch in der Kneipe um die Ecke ebenso, wie für große Systeme, wie beispielsweise das Finanzsystem oder eine Wirtschaft, die auf Konsum- und Wachstumszwang ausgerichtet ist. Alles Unersättliche, das nicht aufhören kann, funktioniert nach den Regeln der Suchterkrankungen. Wer Erfahrung damit hat weiß, dass Suchtkranke gegen ihren Willen nicht zu retten sind. Die Abwärtsspirale hat einen Point of no return und die Gefahr, mitgerissen zu werden ist für jeden Co-Anhängigen gegeben. Verführerisch ist in diesem Streß die Selbstmedikamentierung, die dann wiederum in eine neue Suchtspirale führt. Doch spirituelle Ausrichtungen und Selbsterfahrung sind die klärenden Aspekte, die immer weiter helfen. Das eigene Lebenswerk ist wie ein Rettungsring, an dem man ablesen kann, ob man noch auf dem richtigen Weg ist oder sich mal wieder in irgendwelchem Beziehungsgestrüpp verfangen hat. Der Beziehungszirkus kostet unfassbar viel Kraft und Nerven. Gleichzeitig spuckt er auf das Lebenswerk.
Der Mensch als Gott
In unserer „Kultur“, in der wir glauben, dass wir Götter sind und alles dürfen, nur weil wir technologische Mittel haben, um die Natur zu überwinden, grassiert die Sucht überall und reißt Menschen mit sich in den Abgrund. Religiöse Warnungen, die in vielen Bereichen Warnungen vor der „satanischen“ Suchtentwicklung darstellen, spielen keine Rolle in der modernen Selbstgerechtigkeit. Mir geht es auch nicht darum, wieder das Moralkorsett der Vergangenheit anzulegen. Es geht darum zu erkennen, welche Gefahr den Menschen droht, wenn sie ihre Triebe nicht zügeln. Der Mensch ist nicht Gott, er braucht Gott, um den Mist wieder in Ordnung zu bringen, den er in seiner Selbstüberschätzung verbrochen hat. Wenn wir heute eine bedrohliche Kriegsgefahr erleben, dann ist die Schuldige vor allem die Sucht. Wenn die Einsichtsfähigkeit in der übermässigen Befriedigung ersoffen ist. Die Sucht der Spielsüchtigen, der Herrschsüchtigen, der Rachsüchtigen, der Kontrollsüchtigen, der Habsüchtigen, abgerundet von der Ritalin- und Kokainsucht derer, die mit Lebensgrundlagen zocken. Die Abhängigkeit ist so normal, dass sie sich zum Himmel türmt und alles gefährdet, was lebt. Sucht ist zu viel Mutter und zu wenig Vater, zu viel Versorgung und zu wenig Selbständigkeit, zu viel Verweichlichung und zu wenig Lebensfähigkeit, zu viel Bequemlichkeit und zu wenig Tatkraft. Adicction ist in ihrem Kriegen-wollen lebendig gewordener Irrsinn, die dringend eine Hab-dich-lieb-Jacke braucht, um sich wieder einzu-krieg-en. Sucht ist die Mutter aller Kriege und die Ursache der Dunkelheit. Krieg ist nichts anderes, als die Beschaffungskriminalität der Unersättlichen.
Ein Lied für die Süchtigen
„Send me an Angel“ habe ich vor vielen Jahren für alle geschrieben, die geglaubt haben, mit der Versuchung kokettieren zu können. Sie gerieten in den Sog, den niemand kontrollieren kann. Wunder können nur geschehen, wenn man sie für möglich hält. Und für viele, die ausgestiegen sind, war eine resigiöse Begegnung das Wunder. So verlasse ich mich auf die Wunder, die die Höheren Welten erzeugen können und sende allen, die gerade etwas verzagt sind, dieses Lied.